Rezension zu Alexander Brodsky. Werke
Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung, Berlin
14. März – 05. Juni 2015
Melancholischer Widerstand
Seit den späten 1970er Jahren arbeitet Alexander Brodsky auf der Schnittstelle von Kunst und Architektur. Als Mitbegründer der russischen »paper architects« wurde er früh mit phantastischen Architekturentwürfen bekannt. Heute umfasst das Werk des international ausgezeichneten Künstlers Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Bauten. Die Tchoban Foundation, Museum für Architekturzeichnung, zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung Arbeiten Brodskys aus über drei Jahrzehnten.
Der hierzulande vermutlich wenig bekannte Alexander Brodsky zählt zu den herausragenden zeitgenössischen Künstlern Russlands. 1955 in Moskau geboren, studierte er von 1968–1969 an der Moskauer Kunstschule und von 1972–1978 am Moskauer Architekturinstitut. Internationale Bekanntheit erlangte er zuerst durch die Zusammenarbeit mit seinem Studienkollegen Ilya Utkin. Von 1978–1993 entwarfen die »paper architects«1 utopisch-phantastische Bauten, mit denen sie Kritik an der staatlich kontrollierten Architekturmaschinerie der Breschnew-Ära übten. Brodsky und Utkin signierten ihre gemeinsamen Arbeiten mit dem Label BR:UT, reichten sie auf internationalen Wettbewerben ein und gewannen – zur eigenen Verwunderung, wie Alexander Brodsky in einem Vortrag in Bangkok 2013 erklärte. Ihr Entwurf Crystal Palace wurde mit dem ersten Preis der Japanese Central Glass Competition 1982 gewürdigt, weitere Auszeichnungen folgten in den Jahren darauf.
Nachdem sie den ersten Preis der East Meets West in Design Competition (New York, 1988) gewannen, wurden sie zu einer Reihe von Ausstellungen in die USA eingeladen, so etwa von der New Yorker Galerie Ronald Feldman Fine Arts im Frühjahr 1990. Nach Beendigung der Zusammenarbeit mit Ilja Utkin konzentrierte Brodsky sich auf künstlerische Projekte, entwarf Plastiken und großformatige Installationen, und emigrierte 1996 in die USA, wo er bis 1999 blieb. Nach Russland zurückgekehrt, gründete er 2000 in Moskau sein eigenes Architekturbüro, das sich bislang mit kleineren Bauvorhaben hervorgetan hat. Seine Bauten korrespondieren mit der Tradition des Landes und den lokalen Bedingungen. Dabei verwendet Brodsky gerne einfache Materialien, bisweilen sogar, wie im Fall des temporären Pavillons aus Eiswürfeln (2003), auch sehr vergängliche. Daneben entstanden in den letzten Jahren das 95° Restaurant im Pirogowo Erholungspark nahe Moskau (2000), der Vodka Ceremony Pavillon für ein Kunstfestival (2004), ein Wohnhaus für eine Großfamilie nahe der Dichterstadt Tarusa (2006) oder ein Bus-Wartehäuschen für das österreichische Dorf Krumbach (2013). …
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